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Nachlese: Prof. Barbara John zum NSU-Prozess

Prof. Barbara John berichtete im Haus Helene Weber vom NSU-Prozess.

16.05.2018

„Deutschland und der NSU-Prozess“, darüber sprach Prof. Barbara John am 15. Mai beim KDFB Berlin. Die Vorsitzende des Berliner Diözesanverbandes, die als Ombudsfrau der Bundesregierung für die Hinterbliebenen des NSU-Terrors von Anfang so nahe am Prozess wie kaum jemand anderes ist, lenkte das Augenmerk auf die Frage „Lernen wir als Gesellschaft etwas daraus? Und was lernen wir als daraus?“

Die Ermittlungsbehörden hätten in der – auch gewollten – „Illusion“ gelebt, dass es mörderischen Rechtsextremismus nicht gäbe. Und dies, obwohl die Opfer entsprechende Hinweise auf ein rechtsextremes Serienverbrechen gegeben hätten. „Diese eingewanderten Familien haben in den Abgrund unseres gern gerühmten Rechtsstaats geblickt“, so John. Die Rolle, die Opfer terroristischer Anschläge in der Gesellschaft zugewiesen bekommen, sei zu bemängeln. Dies ist für John Anlass, einen Verein zu gründen, der Opfern terroristischer Gewalt eine Stimme gibt.

Dass der NSU-Prozess vielfältiges Versagen zeigt, führte die langjährige Berliner Ausländerbeauftragte weiter aus: Es wurde bei den Ermittlungen nicht genau hingesehen, mehr noch: Es wurden massive Fehler begangen, so dass die Schuldigen nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. Die Medien haben versagt und sind ihrer Recherchepflicht nicht nachgekommen. Doch habe der Prozess, für den John im Juni 2018 mit einem Urteil rechne, auch viel in Bewegung gebracht. Es habe sich gezeigt, was im System nicht funktioniere und geändert werden müsse. Sie führte u.a. die gegründeten Untersuchungsausschüsse als wichtige Gremien an.

Da Menschen ermordet wurden, einzig und allein weil sie Ausländer sind, hoffe sie, dass sich auch die Gesellschaft auch nach einem Abschluss des Prozesses weiter mit den aufgezeigten Problemen beschäftige. „Machen Sie es immer wieder zum Thema, haken Sie das nicht ab!“, forderte John die Zuhörer auf. Nach dem Vortrag diskutierten die Gäste bei einem Glas Wein im Foyer weiter.

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Der 1909 gegründete Katholische Deutsche Frauenbund Diözesanverband Berlin e.V. (KDFB Berlin) ist ein unabhängiger Frauenverband. Seine Mitglieder gestalten Politik, Gesellschaft und Kirche mit. Sie setzen sich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, geschlechtergerechte Bezahlung, die Förderung von Frauen in Führungspositionen und das Diakonat der Frau ein. Vorsitzende ist die Politikerin und langjährige erste Ausländerbeauftragte Berlins Prof. Barbara John.
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