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Bericht: Herausforderung interkulturelle Pflege

Jutta Marquardt schilderte anschaulich die unbefriedigende Situation interkulturellen Arbeitens in der Pflege. Foto: KDFB Berlin

21.07.2017

Jutta Marquardt, Beauftragte für interkulturelle Fragen an der Klinik für Neonatologie der Charité, schilderte die Herausforderungen und Chancen des interkulturellen Arbeitens in der Pflege bei ihrem Vortrag beim KDFB Berlin am 18. Juli 2017. Angesichts dessen, dass Berlin rund eine Million Einwohner mit Migrationshintergrund und internationales Pflegepersonal hat, ging es um die kulturelle, ethnische und religiöse Vielfalt auf beiden Seiten.

Sprachbarrieren als großes Problem

Jutta Marquardt arbeitet als Kinderkrankenschwester in der Klinik für Neonatologie der Charité. In ihrer alltäglichen Arbeit sind es vorrangig Sprachbarrieren, die große Probleme verursachen. Es sei nicht hinnehmbar, dass bei intensivmedizinisch versorgten Neu- und Frühgeborenen eine Kommunikation mit den Eltern nicht oder nur rudimentär möglich ist. Nach der Teilnahme an einem Pilotprojekt ist Marquardt Beauftragte für interkulturelle Fragen in ihrem Fachbereich. Die engagierte Krankenschwester schilderte anschaulich, wie kleinteilig und aufwändig die Bemühungen um Verbesserungen sind, die viele Vorteile auf beiden Seiten – den Pflegenden wie den Patienten – mit sich bringen.

Überlastetes Personal, fehlende Lösungsansätze

Marquardt sagte, es sei verständlich, wenn Personal eine destruktive Haltung zum Thema entwickle – Grund dafür seien jedoch zumeist Überlastung, Überforderung und Hilflosigkeit. Das Thema sei bei weitem nicht neu – am Campus Virchow betrifft es auf der Patientenseite vor allem Nachkommen türkischer Gastarbeiter der dritten oder vierten Generation. Dennoch fehlen nach wie vor eine institutionelle Verankerung und weitreichende Lösungsansätze, die greifen.

Respekt und Empathie sind wichtiger als kulturspezifisches Wissen

Marquardt betonte, dass kulturspezifisches Wissen nicht das Wichtigste sei – und dies teilweise selbst zu Pauschalisierungen führe. Marquardt zitierte Maria Zemp (u.a. Fachreferentin für Trauma-Arbeit und Frauengesundheit) mit den Worten: „Jede gelungene Betreuung ist in erster Linie von einem gelingenden Beziehungsaufbau abhängig (…). Als erstes begegnen sich immer zwei Individuen und nicht zwei Kulturen.“ Zentral, so Marquardt, seien also Respekt, Empathie, Kompromissfähigkeit und Flexibilität.

Sorgearbeit im Fokus des KDFB

Beim KDFB steht das Thema „Pflege“ im Fokus, zuletzt erschien die Stellungnahme „Lebensleistung Sorgearbeit – für eine generationengerechte Alterssicherung von Frauen“ anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahl (PDF). Bei der Diskussion im Haus Helene Weber war auch die nach wie vor fehlende gesellschaftliche Wertschätzung für Pflegeberufe Thema, die in erster Linie Frauen betrifft und auch darin begründet ist, dass es zumeist Frauen sind, die in diesen Berufen arbeiten. Pflege ist ein Thema, das zentral Frauen betrifft: Die Mehrheit der Pflegebedürftigen in Deutschland ist weiblich, Pflege-Berufe werden in der Mehrheit von Frauen ausgeübt und auch die Pflege von Familienangehörigen ist nach wie

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Der 1909 gegründete Katholische Deutsche Frauenbund Diözesanverband Berlin e.V. (KDFB Berlin) ist ein unabhängiger Frauenverband. Seine Mitglieder gestalten Politik, Gesellschaft und Kirche mit. Sie setzen sich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, geschlechtergerechte Bezahlung, die Förderung von Frauen in Führungspositionen und das Diakonat der Frau ein. Vorsitzende ist die Politikerin und langjährige erste Ausländerbeauftragte Berlins Prof. Barbara John.
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