Bericht: Gerechte Rente: Es braucht mehr vereinte Schlagkraft!
Nur gemeinsam kommen wir Frauen weiter, wenn es um die Gerechtigkeit in Sachen Alterssicherung geht! So lautete ein wichtiges Fazit beim Podiumsgespräch beim KDFB Berlin am 28. September 2017. Der Abend im Haus Helene Weber war mit dem Titel „Was geht mich das an? Alterssicherung von Frauen aus Sicht verschiedener Generationen“ überschrieben.
Hanna Wolf ist Leiterin des DGB-Projektes „Was verdient die Frau? Wirtschaftliche Unabhängigkeit!“, mit dem gezielt junge Frauen angesprochen werden. Sie betonte, dass die Rente für diese Zielgruppe kein auf der Hand liegendes Thema sei. „Das frustriert einerseits, ist andererseits aber nachvollziehbar“, so Wolf. Wenn man sich wie sie selbst in den 30ern befinde, stünde oft beispielsweise statt Rente eine Familiengründung im Fokus. Information ohne erhobenen Zeigefinger, mit Witz, in den sozialen Medien und mittels Webinaren seien für die Zielgruppe der jungen Frauen wichtig.
„Die junge Generation macht sich zwar ernste Sorgen in Sachen Altersarmut, aber nicht konkret“, sagte Ricarda Lang, Mitglied im Bundesvorstand der Grünen Jugend. Sie verwies auf die Veränderungen der Arbeitswelt und fehlende berufliche Sicherheiten. Ihr politisches Ziel: „Die staatliche Rente muss so hoch sein, dass ich mir im Alter von 25 Jahren keine Gedanken machen muss.“ Die Gräben verliefen nicht zwischen Jung und Alt, sondern zwischen arm und reich sowie Mann und Frau.
Schlechtreden der gesetzlichen Rentenversicherung ist falsch
Dies bestätigte Frauenbundsfrau Eva M. Welskop-Deffaa. Die studierte Volkswirtin war zuletzt im Vorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zuständig für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und ist seit 1. Juli 2017 im Vorstand des Deutschen Caritasverbandes. Das Thema Rentengerechtigkeit treibt sie seit vielen Jahren um. Für die beginnende Legislaturperiode sieht sie es ganz oben auf der politischen Agenda. Auch Welskop-Deffaa betonte die Verantwortung der Politik: „Die gesetzliche Rentenversicherung wird von wenigen, aber meinungsstarken Akteuren schlecht geredet.“ Die beitragsbasierte, umlagefinanzierte gesetzliche Rente sei aber Eckpfeiler eines modernen Sozialstaats.
Um sie geschlechter- und generationengerecht weiter zu entwickeln, müssten für die verschiedenen Frauengenerationen spezifische Verbesserungen durchgesetzt werden. Sie nannte folgende Punkte:
- Verbesserte Regelungen für die Anerkennung häuslicher Pflege vor allem für die Frauen, die jetzt schon in Rente sind
- Den dritten Mütterrentenpunkt für die Babyboomerinnen
- Einen erleichterten beruflichen Wiedereinstieg für Frauen um die 40
- Das permanente Rentenanwartschaftssplitting und
- Die Einbeziehung der Einkommen aus selbstständiger Arbeit vor allem für die jungen Frauen
Erfolge seien vor allem zu erringen, wenn Frauen aller Generationen ein solches Maßnahmenpaket gemeinsam in die Debatten einbringen.
Unverständliche Rentenbescheide
Thema der von KDFB-Frau Ursula Fehling moderierten engagierten Publikums-Diskussion war auch die Unverständlichkeit der Rentenbescheide, die nicht geeignet sind, das Vertrauen in die Rente zu stärken. Ihre Tonalität ist offensichtlich stärker geprägt vom Impuls, Menschen zu zusätzlicher privater Altersvorsorge zu motivieren, als von positiver Information über die Leistungen und Möglichkeiten der gesetzlichen Rente.